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    Saly Mayer (sitzend) neben Morris Troper (stehend) in Paris, 1948
    Archiv für Zeitgeschichte, Zürich

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    Bahnhof Buchs, 2021
    Dietmar Walser, Hohenems

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    Bahnhof Buchs, 1905
    Wikimedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bahnhof_Buchs_1905.JPG)

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    Saly Mayer, vor 1950
    geni.com



36    Saly Mayer> Juli - August 1938


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36 Saly Mayer

„gesperrt oder nicht gesperrt“? Saly Mayer und die Ereignisse an der Grenze
St. Gallen – Buchs, Juli bis August 1938

Das Büro des Vorsitzenden des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, Saly Mayer, führt im Sommer 1938 ein eigenes Journal in Sachen „Ereignisse an der Grenze“:

17.-22. Juli: Vaduz, Schaan, Buchs, Basel, Zürich. Besprechungen finanzieller Fragen der Flüchtlingshilfe.

Ende Juli: Vertreibung der Juden, speziell aus Wien. ...

28. Juli: Dr. Rothmund beauftragt S. M., in Vaduz, Buchs etc. zu eruieren, was vorgeht, indem Reg. Rat Ludwig als Stellvertreter von Reg. Rat Brechbühl, Basel, rapportiert hat, dass sich in Basel viele Flüchtlinge befinden. ...

29. Juli: Audienz Reg. Rat Keel im Auftrag von Dr. Rothmund, Rapport über Eruierung in Buchs. ...

30. Juli: Dringendes Telephon Dr. Rothmund an S. M., nach Basel zu gehen betr. dortige Ansammlung von Flüchtlingen.

31. Juli / 1. Aug.: Basel: Besprechung mit Flüchtlingshilfe und Merz, Chef der Kant. Fremdenpolizei. ...

3. Aug.: Basel: Errichtung des Heims im Schützengraben. ...

6.-7. Aug.: Rücksprache mit Reg. Rat Keel wegen Internierung, um Ausgaben zu sparen.

8. Aug. Basel berichtet, dass jetzt ca 350 Flüchtlinge dort sind.     
Isr. Frauenbund betr. Ferienkinder
Bericht von Basel, dass weitere Transporte unterbleiben müssen und Neuankömmlinge an der Grenze in der Ostschweiz aufzufangen sind.

9. Aug. Telephon Gabathuler, Buchs. Anfrage, ob eigentlich gesperrt oder nicht gesperrt sei.

10. Aug. Sitzung mit Geschäftsausschuss & Verband in Zürich [...]
Laut Telephon hat Reg.Rat Keel Mandat an Haupt. Grüninger gegeben bezügl. Massenquartier, Engelburg etc. Frage der Übernahme der Einrichtungskosten. S.M. ordnet an, nichts zu machen, da dies kantonal zu geschehen hätte. Tel. 26761 an Richter, Chef d. Kant. Fremdenpolizei, der aussagt, er habe mit der Sache gar nichts zu tun.

11. Aug. Teleph. Gabathuler, Buchs, dass unter allen Umständen weitere Einreisen zu stoppen sind. G. erklärt, dass dies für schwarz Einreisende unmöglich sei. Teleph. mit Zürich wegen 9 in Feldkirch befindlichen. Beschluss, dieselben nicht zu nehmen, sondern sich nur mit den bereits in der Schweiz befindlichen zu befassen.

12. Aug. Flüchtlingsbureau St. Gallen, Bericht über Unterkunft in Jugendherberge und Unterbringung in grösserer Anzahl in Schönengrund. Teleph. 23823 Reg.Rat.Keel. Bericht: Noch nichts Neues. Anfrage wegen Jugendherberge auf d. Landmark (Ruppen).

13./14. Aug. Hauptm. Grüninger berichtet wegen Quartier in Diepoldsau. Kostet Fr. 150,- im Monat. Sitzung mit St. Galler Comité. Konsul Brodollier (sic), Bregenz, berichtet, dass sich 50 Flüchtlinge in Bregenz aufhalten. Grüninger verhält sich reserviert. Zürich berichtet, es seien keine nach Zürich zu senden. Mit Internierung einverstanden.

15. Aug. Teleph. 23823 wegen Kantonnement, 80 neue Arrivées. Grüninger wegen Kantonnement im Rheintal. Dr. Rothmund telephoniert, dass er S.M. und Silv.(ain) Guggenheim am 16. Aug. zu einer Konferenz nach Bern erwarte. Flüchtlingshilfe Basel meldet, dass Behörde Internierung beabsichtige.

Leseempfehlung:
Hanna Zweig-Strauss, Saly Mayer (1882-1950): ein Retter jüdischen Lebens während des Holocaust. Köln/Weimar/Wien 2007.

[1] Sekretariat von Saly Mayer, Journal der Ereignisse an der Grenze, Archiv für Zeitgeschichte, Zürich







Sekretariat vom Saly Mayer, Journal der Ereignisse an der Grenze, Juli bis November 1938
Archiv für Zeitgeschichte, Zürich

 

36 Saly Mayer

„gesperrt oder nicht gesperrt“? Saly Mayer und die Ereignisse an der Grenze
St. Gallen – Buchs, Juli bis August 1938

Das Büro des Vorsitzenden des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, Saly Mayer, führt im Sommer 1938 ein eigenes Journal in Sachen „Ereignisse an der Grenze“:

17.-22. Juli: Vaduz, Schaan, Buchs, Basel, Zürich. Besprechungen finanzieller Fragen der Flüchtlingshilfe.

Ende Juli: Vertreibung der Juden, speziell aus Wien. ...

28. Juli: Dr. Rothmund beauftragt S. M., in Vaduz, Buchs etc. zu eruieren, was vorgeht, indem Reg. Rat Ludwig als Stellvertreter von Reg. Rat Brechbühl, Basel, rapportiert hat, dass sich in Basel viele Flüchtlinge befinden. ...

29. Juli: Audienz Reg. Rat Keel im Auftrag von Dr. Rothmund, Rapport über Eruierung in Buchs. ...

30. Juli: Dringendes Telephon Dr. Rothmund an S. M., nach Basel zu gehen betr. dortige Ansammlung von Flüchtlingen.

31. Juli / 1. Aug.: Basel: Besprechung mit Flüchtlingshilfe und Merz, Chef der Kant. Fremdenpolizei. ...

3. Aug.: Basel: Errichtung des Heims im Schützengraben. ...

6.-7. Aug.: Rücksprache mit Reg. Rat Keel wegen Internierung, um Ausgaben zu sparen.

8. Aug. Basel berichtet, dass jetzt ca 350 Flüchtlinge dort sind.     
Isr. Frauenbund betr. Ferienkinder
Bericht von Basel, dass weitere Transporte unterbleiben müssen und Neuankömmlinge an der Grenze in der Ostschweiz aufzufangen sind.

9. Aug. Telephon Gabathuler, Buchs. Anfrage, ob eigentlich gesperrt oder nicht gesperrt sei.

10. Aug. Sitzung mit Geschäftsausschuss & Verband in Zürich [...]
Laut Telephon hat Reg.Rat Keel Mandat an Haupt. Grüninger gegeben bezügl. Massenquartier, Engelburg etc. Frage der Übernahme der Einrichtungskosten. S.M. ordnet an, nichts zu machen, da dies kantonal zu geschehen hätte. Tel. 26761 an Richter, Chef d. Kant. Fremdenpolizei, der aussagt, er habe mit der Sache gar nichts zu tun.

11. Aug. Teleph. Gabathuler, Buchs, dass unter allen Umständen weitere Einreisen zu stoppen sind. G. erklärt, dass dies für schwarz Einreisende unmöglich sei. Teleph. mit Zürich wegen 9 in Feldkirch befindlichen. Beschluss, dieselben nicht zu nehmen, sondern sich nur mit den bereits in der Schweiz befindlichen zu befassen.

12. Aug. Flüchtlingsbureau St. Gallen, Bericht über Unterkunft in Jugendherberge und Unterbringung in grösserer Anzahl in Schönengrund. Teleph. 23823 Reg.Rat.Keel. Bericht: Noch nichts Neues. Anfrage wegen Jugendherberge auf d. Landmark (Ruppen).

13./14. Aug. Hauptm. Grüninger berichtet wegen Quartier in Diepoldsau. Kostet Fr. 150,- im Monat. Sitzung mit St. Galler Comité. Konsul Brodollier (sic), Bregenz, berichtet, dass sich 50 Flüchtlinge in Bregenz aufhalten. Grüninger verhält sich reserviert. Zürich berichtet, es seien keine nach Zürich zu senden. Mit Internierung einverstanden.

15. Aug. Teleph. 23823 wegen Kantonnement, 80 neue Arrivées. Grüninger wegen Kantonnement im Rheintal. Dr. Rothmund telephoniert, dass er S.M. und Silv.(ain) Guggenheim am 16. Aug. zu einer Konferenz nach Bern erwarte. Flüchtlingshilfe Basel meldet, dass Behörde Internierung beabsichtige.

Leseempfehlung:
Hanna Zweig-Strauss, Saly Mayer (1882-1950): ein Retter jüdischen Lebens während des Holocaust. Köln/Weimar/Wien 2007.

[1] Sekretariat von Saly Mayer, Journal der Ereignisse an der Grenze, Archiv für Zeitgeschichte, Zürich







Sekretariat vom Saly Mayer, Journal der Ereignisse an der Grenze, Juli bis November 1938
Archiv für Zeitgeschichte, Zürich

 

Kurzbiografien der genannten Personen

Saly Mayer geboren 3.6.1882 in Basel, gestorben 30.7.1950 in St. Moritz. Mayer führte in St. Gallen ein Textilunternehmen und wurde für die FDP ins Stadtparlament gewählt. Von 1936 bis 1943 amtierte er als Vorsitzender des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes. In dieser Funktion war er ab 1938 vor allem mit der Hilfe für Flüchtlinge beschäftigt, während er zugleich alles tat, um nicht öffentlich in Konflikt mit der Schweizer Flüchtlingspolitik zu geraten. 1943 trat er von seinen Ämtern zurück um sich in der Folge verdeckten Aktionen der Flüchtlingshilfe zu widmen.