3 Vorarlberger Tagblatt
Das Vorarlberger Tagblatt verspottet jüdische Flüchtlinge
Bregenz, 18. März 1938
Mit dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland beginnt in Wien die Jagd auf politische Gegner und auf die jüdische Bevölkerung. Die damit einsetzende Massenflucht aus Wien weckt auch die Häme des großdeutschen Vorarlberger Tagblatts. Dessen Redaktion residiert in Bregenz in der Kornmarktstraße 18.-Bald ist das Tagblatt die nationalsozialistische Monopolzeitung des Landes. Täglich wird über die jüdischen Flüchtlinge gespottet – und vor der Schädigung der österreichischen Volkswirtschaft durch „Verschleppung von Vermögenswerten“ gewarnt. Die systematische Beraubung der Flüchtenden wird zur vordringlichen Aufgabe der Grenzbeamten, die schon am 11. März durch Freiwillige, zum Beispiel des antisemitischen Feldkircher Touringclub unterstützt werden.
Am 18. März ist im Vorarlberger Tagblatt unter der Überschrift „Juden nicht mehr erwünscht!“ zu lesen:
„Bei der Denkart der Juden darf es nicht wundern, daß diese volksfremden Elemente außer Land gehen, da ihnen auch in Oesterreich der Boden für Nichtstun und Gaunerei entzogen ist. Daß das „große Wandern“, wie es das Vorarlberger Tagblatt vor einigen Tagen nannte, von der heimattreuen Bevölkerung gerne gesehen wird, muß nicht besonders betont werden. Weniger erfreulich ist, daß diese Menschen noch zu retten suchen, was zu retten ist. Dank der schlagartig eingesetzten sehr verschärften Kontrolle, die in Feldkirch ihren Abschluß findet und hier so gründlich besorgt wird, daß die internationalen D-Züge eine mehr-stündige Verspätung erfahren, ist es schon in den ersten Tagen gelungen, namhafte Kapitalwerte sicherzustellen und dem deutschen Volke zu erhalten. Die am Feldkircher Bahnhof vorgenommene Kontrolle führte in der Zeit bis 16. März, 12 Uhr mittags, zur Beschlagnahmung von Geld und Geldeswerten im Gesamtbetrage von 121.353 S(chilling). Die Reisenden, die dieses Vermögen verschleppen wollten, sind genügend gekennzeichnet durch die Anführung einiger Namen: Charlotte Riesenfeld, Gustav Seemann, Balla Hirschberg, Friedrich Pollak, Moritz Brotfeld, Dr. Morgenstern, Georg Jakobsohn, Isaak und Sara Wachs, Emilie Rosenbaum, Julie Zweig, Dr. Lindenbaum, Dr. Kunststadt, Melanie Lindenbaum, Ludwig Zweig, Ludwig Schwarzschild, Alexander Goldstein, Edit Löwenstamm, Zima Löw u.a. Diese kleine Auslese der Namen genügt, die Rassenzugehörigkeit festzuhalten! Wir wünschen nur, daß diese Menschen nie wiederkehren!“[1]
[1] Vorarlberger Tagblatt 18.3.1938, S. 5.
3 Vorarlberger Tagblatt
Das Vorarlberger Tagblatt verspottet jüdische Flüchtlinge
Bregenz, 18. März 1938
Mit dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland beginnt in Wien die Jagd auf politische Gegner und auf die jüdische Bevölkerung. Die damit einsetzende Massenflucht aus Wien weckt auch die Häme des großdeutschen Vorarlberger Tagblatts. Dessen Redaktion residiert in Bregenz in der Kornmarktstraße 18.-Bald ist das Tagblatt die nationalsozialistische Monopolzeitung des Landes. Täglich wird über die jüdischen Flüchtlinge gespottet – und vor der Schädigung der österreichischen Volkswirtschaft durch „Verschleppung von Vermögenswerten“ gewarnt. Die systematische Beraubung der Flüchtenden wird zur vordringlichen Aufgabe der Grenzbeamten, die schon am 11. März durch Freiwillige, zum Beispiel des antisemitischen Feldkircher Touringclub unterstützt werden.
Am 18. März ist im Vorarlberger Tagblatt unter der Überschrift „Juden nicht mehr erwünscht!“ zu lesen:
„Bei der Denkart der Juden darf es nicht wundern, daß diese volksfremden Elemente außer Land gehen, da ihnen auch in Oesterreich der Boden für Nichtstun und Gaunerei entzogen ist. Daß das „große Wandern“, wie es das Vorarlberger Tagblatt vor einigen Tagen nannte, von der heimattreuen Bevölkerung gerne gesehen wird, muß nicht besonders betont werden. Weniger erfreulich ist, daß diese Menschen noch zu retten suchen, was zu retten ist. Dank der schlagartig eingesetzten sehr verschärften Kontrolle, die in Feldkirch ihren Abschluß findet und hier so gründlich besorgt wird, daß die internationalen D-Züge eine mehr-stündige Verspätung erfahren, ist es schon in den ersten Tagen gelungen, namhafte Kapitalwerte sicherzustellen und dem deutschen Volke zu erhalten. Die am Feldkircher Bahnhof vorgenommene Kontrolle führte in der Zeit bis 16. März, 12 Uhr mittags, zur Beschlagnahmung von Geld und Geldeswerten im Gesamtbetrage von 121.353 S(chilling). Die Reisenden, die dieses Vermögen verschleppen wollten, sind genügend gekennzeichnet durch die Anführung einiger Namen: Charlotte Riesenfeld, Gustav Seemann, Balla Hirschberg, Friedrich Pollak, Moritz Brotfeld, Dr. Morgenstern, Georg Jakobsohn, Isaak und Sara Wachs, Emilie Rosenbaum, Julie Zweig, Dr. Lindenbaum, Dr. Kunststadt, Melanie Lindenbaum, Ludwig Zweig, Ludwig Schwarzschild, Alexander Goldstein, Edit Löwenstamm, Zima Löw u.a. Diese kleine Auslese der Namen genügt, die Rassenzugehörigkeit festzuhalten! Wir wünschen nur, daß diese Menschen nie wiederkehren!“[1]
[1] Vorarlberger Tagblatt 18.3.1938, S. 5.