28 Max Schirokauer
Im Alten Rhein ertrunken: wie Max Schirokauer auf dem Jüdischen Friedhof von Hohenems endete
Hohenems, Februar 1938
„Hohenems, am 3. März 1938“
Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Hohenems, Bezirk Feldkirch, Vorarlberg.
„Am 2. März, um ca. 16 Uhr wurde im Altenrhein bei Hohenems von einigen Schulkindern die Leiche des dort anscheinend ertrunkenen Mannes gesichtet, worauf von dieser Beobachtung das hiesige Gend(armerie) Postenkommando verständigt wurde.
Rev(ier) Insp(ektor) Brändle u(nd) Insp(ektor) Joh(ann) Küng begaben sich sogleich an die Fundstelle und konnten dort eine mit dem Gesicht nach unten gewendete, schwimmende Leiche in dem ca. 4 m tiefen Schwimmbad im Altenrhein, Gemeindegebiet Hohenems feststellen, die etwa 10 m vom Ufer entfernt war.“[1]
Der herbeigerufene Hohenemser Gemeindearzt Oskar Burtscher konnte keine Verletzungen feststellen. Anhand der Papiere, die er bei sich trug, konnte der Tote allerdings identifiziert werden. Max Schirokauer, Techniker von Beruf, musste etwa 10 Tage zuvor den Versuch unternommen haben, über das zugefrorene Hohenemser Schwimmbad in die Schweiz zu gelangen und war dabei offenbar eingebrochen und ums Leben gekommen.
Wie sich herausstellte, war Schirokauer auf der Flucht aus dem Deutschen Reich. Am 1. Januar hatte er sich beim Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Theodor Elkan, eingefunden und sich als „jüdischer Glaubensgenosse legitimiert“, wie der Polizeibericht festhält. Er wolle über die Schweiz nach Frankreich fliehen.
Ein Tag nachdem man ihn tot im Altenrhein gefunden hat, wurde Max Schirokauer auf dem jüdischen Friedhof in Hohenems bestattet, wenige Tage vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.
Das Stadtarchiv in Zittau, wo Schirokauer zuletzt gelebt haben soll, weiß über ihn zu berichten, dass er als Sohn des jüdischen Fabrikbesitzers Emmanuel Schirokauer und dessen Frau Luise 1901 in Schlesien zur Welt kam. 1933 heiratete er in Zittau die Artistin Christine René Emma Grischek. Sie entstammte einer tschechoslowakischen Artistenfamilie, die zu dieser Zeit ebenfalls in der sächsischen Kleinstadt lebte. Zu den wenigen Dingen, die Schirokauer am Ende seines Lebens mit sich führte, gehörten neben seinem Pass, einer Geburtsurkunde und einem Arbeitszeugnis, sowie neben „verschiedenen belanglosen Briefschaften“ (wie der Polizeibericht bemerkt), auch eine notariell beglaubigte Abschrift einer Ehescheidungsklage. Geld hatte Max Schirokauer keines dabei.
[1] Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Hohenems an die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch, sowie an das Bezirksgericht Dornbirn und das Landesgendarmeriekommando in Bregenz, 3.3.1938. Archiv der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch Schachtel 1452, Vorarlberger Landesarchiv.
28 Max Schirokauer
Im Alten Rhein ertrunken: wie Max Schirokauer auf dem Jüdischen Friedhof von Hohenems endete
Hohenems, Februar 1938
„Hohenems, am 3. März 1938“
Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Hohenems, Bezirk Feldkirch, Vorarlberg.
„Am 2. März, um ca. 16 Uhr wurde im Altenrhein bei Hohenems von einigen Schulkindern die Leiche des dort anscheinend ertrunkenen Mannes gesichtet, worauf von dieser Beobachtung das hiesige Gend(armerie) Postenkommando verständigt wurde.
Rev(ier) Insp(ektor) Brändle u(nd) Insp(ektor) Joh(ann) Küng begaben sich sogleich an die Fundstelle und konnten dort eine mit dem Gesicht nach unten gewendete, schwimmende Leiche in dem ca. 4 m tiefen Schwimmbad im Altenrhein, Gemeindegebiet Hohenems feststellen, die etwa 10 m vom Ufer entfernt war.“[1]
Der herbeigerufene Hohenemser Gemeindearzt Oskar Burtscher konnte keine Verletzungen feststellen. Anhand der Papiere, die er bei sich trug, konnte der Tote allerdings identifiziert werden. Max Schirokauer, Techniker von Beruf, musste etwa 10 Tage zuvor den Versuch unternommen haben, über das zugefrorene Hohenemser Schwimmbad in die Schweiz zu gelangen und war dabei offenbar eingebrochen und ums Leben gekommen.
Wie sich herausstellte, war Schirokauer auf der Flucht aus dem Deutschen Reich. Am 1. Januar hatte er sich beim Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Theodor Elkan, eingefunden und sich als „jüdischer Glaubensgenosse legitimiert“, wie der Polizeibericht festhält. Er wolle über die Schweiz nach Frankreich fliehen.
Ein Tag nachdem man ihn tot im Altenrhein gefunden hat, wurde Max Schirokauer auf dem jüdischen Friedhof in Hohenems bestattet, wenige Tage vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.
Das Stadtarchiv in Zittau, wo Schirokauer zuletzt gelebt haben soll, weiß über ihn zu berichten, dass er als Sohn des jüdischen Fabrikbesitzers Emmanuel Schirokauer und dessen Frau Luise 1901 in Schlesien zur Welt kam. 1933 heiratete er in Zittau die Artistin Christine René Emma Grischek. Sie entstammte einer tschechoslowakischen Artistenfamilie, die zu dieser Zeit ebenfalls in der sächsischen Kleinstadt lebte. Zu den wenigen Dingen, die Schirokauer am Ende seines Lebens mit sich führte, gehörten neben seinem Pass, einer Geburtsurkunde und einem Arbeitszeugnis, sowie neben „verschiedenen belanglosen Briefschaften“ (wie der Polizeibericht bemerkt), auch eine notariell beglaubigte Abschrift einer Ehescheidungsklage. Geld hatte Max Schirokauer keines dabei.
[1] Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Hohenems an die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch, sowie an das Bezirksgericht Dornbirn und das Landesgendarmeriekommando in Bregenz, 3.3.1938. Archiv der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch Schachtel 1452, Vorarlberger Landesarchiv.